Urlaubsstress: Warum wir vor der Erholung fast zusammenbrechen
Endlich Urlaub! Aber vorher noch schnell, die gesamte Ablage abarbeiten, alles erledigen, was seit Weihnachten liegen geblieben ist, oh und unbedingt noch Fensterputzen, vielleicht den Keller aufräumen? Ach Mist der Kleiderschrank sieht ja auch aus, oh und das E-Mailpostfach muss auch ganz dringend noch ausgemistet werden. Natürlich übertreibe ich etwas, aber oft stecken in den letzten Tagen vor einem geplanten Urlaub unglaublich viele ToDo´s.
Urlaub soll entspannen – die Realität sieht oft anders aus. Wer ein paar Tage frei nimmt, gerät vorher regelmäßig in einen Ausnahmezustand: noch schnell alles erledigen, Listen abarbeiten, Übergaben organisieren, Haushalt, Packen, Familie. Ausgerechnet in der Woche vor der Erholung steigt der Stresspegel auf Rekordniveau. Kein Wunder, dass viele am ersten Urlaubstag krankwerden, sich ausgelaugt fühlen oder mit Kopfschmerzen im Liegestuhl liegen.
Was läuft da eigentlich schief?
Die Forschung spricht vom Pre-Vacation Stress und vom Let-down-Effekt. Psychologe Ad Vingerhoets prägte bereits 2002 den Begriff Leisure Sickness: Menschen neigen dazu, genau dann krank zu werden, wenn sie endlich frei haben. Denn unter Druck produziert der Körper Stresshormone, die das Immunsystem zeitweise stabilisieren. Fällt der Stress plötzlich ab, sackt dieser Schutz in den Keller – Viren und Bakterien haben leichtes Spiel.
Hinzu kommt, dass bei Menschen mit bestehenden Beschwerden wie Migräne, Spannungskopfschmerzen, Neurodermitis, Asthma, Rheuma, multipler Sklerose (MS) und anderen Autoimmunerkrankungen Symptome gerade in diesen Phasen des Stressabfalls vermehrt auftreten. Studien zeigen, dass das Risiko für Schübe, entzündliche Prozesse oder Schmerzattacken in den ersten Tagen der freien Zeit steigt, häufig gekoppelt an Rhythmuswechsel, Schlafmangel, Reisebedingungen oder klimatische Veränderungen.
Studien zeigen außerdem: Wer vor dem Urlaub besonders viel arbeitet oder privat viele To-dos in die letzte Woche quetscht, startet mit einem erhöhten Cortisolspiegel in die vermeintliche Erholung. Gut gemeint (man will ja „alles fertig haben“), geht diese Strategie leider oft nach hinten los: Statt Entspannung drohen Migräne, Magenprobleme, Schübe chronischer Erkrankungen oder der berühmte erste-Urlaubstag-Schnupfen. Gerade wenn dann eine Reise geplant ist, ist das besonders frustrierend. Die eigentliche Erholung, Spaß und Abwechslung wird zu einer Zeit des Auskurierens.
Was du dagegen tun kannst
Die letzte Woche entlasten
Plane die Woche vor dem Urlaub so, als wärst du schon halb weg: wenig Termine, keine Extra-Projekte, keine langen Abende. Was nicht brennt, gehört bewusst in die zweite Woche nach dem Urlaub. So hast Du in der ersten Woche nach dem Urlaub genug Zeit um das anzugehen, was in deiner Abwesenheit dazu gekommen ist und erstmal Prioritäten zu setzen.
Der Haushalt kann warten
Nur weil du wegfährst muss nicht alles, wofür du lange keine zeit hattest perfekt sein. Ich erinnere mich an schreckliche Szenen zwischen Tränen und Verzweiflung, weil auf den letzten Drücker noch alle Fenster geputzt und die Gardinen gewaschen wurden. Meine Mutter erinnert sich an Nasenbluten vor Reisen und Ausflügen in ihrer Kindheit weil alle vollkommen durchgedreht sind vor der Abreise und alles perfekt sein musste.
Vielleicht kannst du dir überlegen, was dir wirklich wichtig ist. Ich finde es schön am Abreisetag die Betten frisch zu beziehen, einmal durchsaugen, kein Geschirr stehen lassen, nasse Wäsche aufhängen, Verderbliches aus dem Kühlschrank räumen und für die Rückkehr etwas Essbares lagern.
Fensterputzen, Schränke auswischen und Gardinenwaschen waren Tätigkeiten früherer Generationen, sie tragen nicht zur Erholung bei und um ehrlich zu sein, was die ganze Zeit vor dem Urlaub nicht geschafft wurde kann man dann auch wirklich danach angehen. In Ruhe, nach der Erholung und nicht völlig ausgelaugt davor.
Im Urlaub selbst runterfahren
Urlaub ist doch dazu da mal aus dem Alltag herauszutreten und was anderes zu erleben. Digital Detox ist in aller Munde, dazu gehört: Nicht erreichbar sein, keine Mails checken, nicht dauerhaft online bleiben und irgendwas konsumieren ist eher Stress denn Erholung.
Wenn die Seele nicht gleich baumelt, überrasche sie: Spaziergang auf einer Strecke, die du nicht kennst, frühes Aufstehen für einen Sonnenaufgang, Sandburg bauen, mit nackten Füßen ins Wasser, Café ohne WLAN, Sonnenuntergangspicknick.
Fazit
Erholung beginnt nicht erst am Strand, sondern in dem Moment, in dem du entscheidest, wie du dorthin gelangst. Wer bewusst Tempo rausnimmt, sich von überzogenen Vorbereitungsansprüchen verabschiedet und im Urlaub nicht erreichbar ist, erhöht die Chance, gesund zu bleiben und wirklich erholt zurückzukehren.
Kleine Auszeiten zwischendurch
Mehrere kurze Auszeiten über das Jahr verteilt können stressmedizinisch wirksamer sein als der eine große Jahresurlaub. Regelmäßige „Mini-Urlaube“ helfen, die Cortisolkurve flacher zu halten und beugen dem klassischen Urlaubsstress-Crash vor.
Genau dafür haben wir unser Konzept „48 Stunden Durchbrennen“ entwickelt: Retreats, die dich in zwei Tagen so weit aus dem Alltag holen, dass dein System einen echten Reset bekommt, ganz ohne Stressaufbau davor. Natur, Ruhe, gutes Essen, Reflexion, kleine Abenteuer in der Natur und kreative Entspannung. Natürlich kannst du auch auf eigene Faust deinen Kurzurlaub genießen, falls du dir aber Begleitung und gemeinschaftliche Unternehmungen in einer kleinen Gruppe wünschst schau dich doch gerne mal bei unserem „48-Stunden durchbrennen“ um.